Europa ist groß. Aber noch größer ist Europäischer Fußball. Und am größten – der Eurovisions Songcontest. Wie das geht? Sehen wir uns die verschiedenen Europas doch einmal näher an! Hier die Weltkarte des Songcontests, dunkelblau sind die Vollmitglieder.

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Von welchem Europa reden wir überhaupt? Ist es das geografische Europa vom Atlantik bis zum Ural? So kennen wir es von den Landkarten.

EUROPARAT

Bleiben wir vorerst bei der Politik: Es gibt ein größeres Europa als die EU: die 44 Mitgliedsstaaten des Europarats, gegründet 1949. Dazu gehören von Grönland bis zur Türkei und Russland alle Staaten mit zwei Ausnahmen: Der Vatikan und Weissrussland. Der Europarat setzt sich nämlich für Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaat ein. Da muss der Heilige Stuhl also noch nachbessern.
Der Europarat hat der EU seine EU-Fahne und die Hymne geschenkt. Auf der Weltkarte ist der Europarat mit Russland ein ziemlich großer Fleck. Blöd, wenn er dann mit dem Europäischen Rat verwechselt wird, bestehend aus den 28 (27) Staats- oder Regierungschefs der EU.

EWR

Immer noch größer als die EU ist der EWR, der Europäische Wirtschaftsraum. Da sind nämlich auch die EFTA Staaten Liechtenstein, Norwegen, Island (aber nicht die Schweiz) dabei. Das ist sozusagen das Roaming-Europa. Aber die Schweiz ist ja nicht nur beim Telefonieren teuer…

EU

Jetzt sind wir auch schon bei der EU mit ihren 28 (27) Mitgliedsstaaten. Ein Staatenbund, der mit Französisch Guyana an Brasilien grenzt und mit den französischen Überseedepartements bis in die Karibik und in den indischen Ozean reicht. Mit einem großen Schönheitsfehler: Grönland ist 1984 aus der EU ausgetreten und halbierte damit auf einen Schlag die Landfläche der europäischen Supermacht. Fortan frieren die Inselbewohner als autonome Nation innerhalb des Königreichs Dänemark und erwärmen sich an den finanziellen Zuwendungen aus Kopenhagen.

SCHENGENRAUM UND EUROLÄNDER

Kleiner geht’s noch. Da kennen wir das Europa des Schengenraums mit seinen Außengrenzen und die sogenannten Euro-Länder, also die Länder mit dem Euro als Währung. So unkompliziert ist das gar nicht, denn Montenegro hat nach der D-Mark auch den Euro übernommen, allerdings nur als Mitläufer. Und auf den Euromünzen dauerte es lange, bis man sich entschied, welche Landkarte man abbildet. Zuerst waren es nur die Euroländer, das war eine Fleckerlteppichlandkarte in Miniatur. Außerdem mit jedem neuen Beitritt eines Landes veraltet. Das traf vor allem 2007 die östlichen Beitrittsländer. Seit damals zeigen die Münzen die geographische Europakarte. Sogar mit dem Vereinigten Königreich, man weiß ja nie! Da waren die Zeichner der Banknoten von vornherein schlauer, da war immer schon ganz Europa drauf. Und am Katzentisch dürfen sogar die französischen Überseedépartements Französisch Guyana, Guadeloupe, Martinique und La Réunion sitzen!

UEFA

Verlassen wir die Politik. Kommen wir zur zweitwichtigsten Sache Europas: Europäischer Fußball. Bei der UEFA Europa League nehmen auch Klubs aus Weissrussland, Russland, Aserbeidjan, Armenien, Kasachstan, Moldawien, Kosovo, Gibraltar, Israel und der Türkei teil. England, Wales, Nordirland und Schottland zählen separat. Damit ist Fußballeuropa mit 55 Mitgliedern das beinahe größte Europa, noch vor dem Europarat! Israel war zuvor Mitglied beim asiatischen Pendant der UEFA gewesen, war dort aber ausgetreten worden – mehr als ein bloßes Foul. Nur die Kanalinsel Jersey darf nicht dabei sein. Na ja, ist ja auch nicht Teil der EU und dafür für andere kapitale Eigenschaften bekannt….nämlich für seine Steuerfouls.

DER SIEGER: EUROVISION SONGCONTEST …..56 Punkte!

Und wer jetzt gedacht hat, 55 Mitglieder reichen, dem drohen wir jetzt mit dem Europa des Eurovision-Songcontest! Das ist mit 56 Staaten nämlich noch größer als das Kicker-Europa! Weitere asoziierte TV-Stationen aus 22 Ländern kommen hinzu, zum Beispiel Australien, Brasilien, Kanada, Indien, etc.  Vollmitglieder können alle Länder sein, die dem Europarat angehören oder im Bereich der Europäischen Rundfunkzone liegen. Die reicht im Süden bis zum 30. Breitengrad in der Sahara und im Osten bis zum 40. Längengrad. Das wurde von der im Jahre 1859 gegründeten ITU, heute eine Unterorganisation der UNO, so definiert. Folglich sind alle nordafrikanischen Mittelmeerstaaten, Israel, Jordanien und Libanon dabei. Theoretisch könnte auch der Irak beitreten. Ein unpolitischer Songcontest in Bagdad, diese Utopie soll man doch denken dürfen…